Stolpersteine für Fulda: Warum Erinnerung so wichtig ist

29.02.2020

Wir erinnern uns der Zeit des Nationalsozialismus nicht, weil wir Schuld weitergeben wollen, sondern weil Verantwortung an Erinnerung geknüpft ist. Vor dieser Verantwortung – und wer sollte sie mehr empfinden als wir Deutschen – dürfen wir uns nicht in den Populismus der Ränder flüchten.

In Kooperation mit dem Bonifatiushaus und auf Einladung der Freien Demokraten Fulda hat der Künstler Gunter Demnig Mitte Februar in einem Vortrag „Spuren und Wege“ sein Projekt Stolpersteine als Produkt jahrzehntelanger Auseinandersetzung mit den Verbrechen der Nationalsozialisten vorgestellt. Die Stolpersteine, mit denen den Opfern des Nazis gedacht wird, sind bewusst aus Messing hergestellt, einem Material, welches die von Demnig einzeln eingravierten Namen der Opfer sichtbar hält bzw. wieder sichtbar macht, so öfter man es berührt und blankputzt. Will man die Namen und Daten auf den Steinen lesen, muss man sich nach vorne beugen und eine Demutsgeste einnehmen. Will einer der zahlreichen Paten der Stolpersteine – oftmals Schüler und Schülerinnen, die in das Projekt mit einbezogen wurden – diese säubern, muss er von ihnen niederknien.

Gesetzt werden die Stolpersteine vor dem letzten selbstgewählten Wohnort der jüdischen, politischen, schwulen und lesbischen Opfer der Nazis. Demnig zeigt damit auf, dass der Holocaust nicht irgendwo anders, nicht irgendwo weit entfernt, sondern auch vor unserer Haustür, auch in Fulda stattgefunden hat.

Eingeleitet wurde der Vortrag von dem Historiker Dr. Sebastian Koch, der betonte, wie wichtig es war, dass nach 1945 kleine jüdische Gemeinden mit ihrem vielfältigen religiösen und kulturellem Leben in Deutschland geblieben sind. „Es ist immer sehr aufschlussreich zu beobachten, wie eine Mehrheitsgesellschaft mit ihren Minderheiten umgeht. Wir können daraus Rückschlüsse ziehen auf den moralischen Zustand der Gesellschaft. Kleine Gruppen können als eine Art Seismograph dienen, der schon sehr frühzeitig Veränderungen in der Tiefenstruktur einer Gesellschaft wahrnimmt und Warnsignale aussendet. Wir müssen sie nur hören.“

Von den rund 120 Zuhören kamen im Anschluss an den Vortrag zahlreiche interessierte Nachfragen. Kritik an den Stolpersteinen gab es nicht.