Ärzteversorgung in Eichenzell: FDP fordert entschlossenes Handeln
Mit Simon Dietrich verliert Eichenzell zum April nächsten Jahres einen hoch angesehenen und dem Wohl seiner Patienten dienenden Landarzt. „Seine menschliche Art machte ihn so beliebt bei seinen Patienten“, so Andreas Baier, Vorsitzender des FDP-Ortsverbands Eichenzell. „Auch wenn die neuen Praxisräume von Dr. Dietrich in Schmalnau nicht aus der Welt sind, werden viele ältere und betagte Patienten die dann weiteren Wege nicht auf sich nehmen können. Die Ärzteversorgung in Eichenzell ist deshalb dringend auf neue Füße zu stellen, ansonsten droht zukünftig weiterer Aderlass“, so Baier.
Ärzteversorgung neu ordnen
Man müsse das Rad nicht immer neu erfinden. Beispiele für eine moderne Versorgungsstruktur fänden sich im Landkreis Fulda, so etwa in Poppenhausen. Dort entsteht in Kürze ein Wohn- und Geschäftshaus mit großzügigen Praxisflächen. Einziehen wird das Landarzt MVZ Rhön. Claus-Dieter Schad, Spitzenkandidat der Liberalen für die anstehende Kommunalwahl, merkt dazu an: „Als ich das erste MVZ in Osthessen vor rund 15 Jahren initiiert hatte, wurde diese Rechtsform noch bekämpft. Heute ist sie in Medizinerkreisen anerkannt und bietet vielfältige Möglichkeiten“. Medizinische Versorgungszentren seien Formen der gemeinschaftlichen medizinischen Leistungserbringung.
Im Besonderen böten sie die Möglichkeit der Flexibilisierung und Spezialisierung von Arbeitsplätzen. Daneben soll der Patient mittels MVZ in den Genuss eines besonderen Versorgungsangebots in Gestalt der „Versorgung unter einem Dach“ kommen. Der Betrieb eines MVZ setze also eine Leistungserbringung durch mindestens zwei Kassenärzte voraus. Häufig genug sei die Praxisfortführung (Nachfolgeregelung) ein wesentliches Motiv für die Gründung eines neuen MVZ. Warum nicht auch in Eichenzell?
Der Eichenzeller Nephrologe Dr. Hans-Joachim Müller, FDP-Kandidat für das Gemeindeparlament, sieht einen wesentlichen Vorteil in der Entlastung des Mediziners von administrativen Aufgaben, die in einem MVZ gebündelt von nichtmedizinischem Fachpersonal erledigt werden können. „Wir haben Medizin studiert und keine BWL“, so seine klare Formulierung. „Wir wollen uns als Mediziner auf die Arbeit am und für den Patienten konzentrieren.“
Unterstützung für Bürgermeister Rothmund
Konkret gehe es jetzt darum, vonseiten der Gemeinde eine baulich-technische Investition in ein Ärztehaus zu unterstützen und auf einem verkehrstechnisch möglichst gut erreichbaren Grundstück zu entwickeln. Auch die Fördermöglichkeiten durch das Land und den Landkreis sollten konsequent genutzt werden. „Und da scheint man nach allem, was man hört, auf einem guten Weg zu sein. Wir unterstützen unseren Bürgermeister dabei uneingeschränkt. Es geht in erster Linie um die Sache und nicht um parteipolitisches Geplänkel“, so der liberale Spitzenkandidat Schad. Die Frage der Rechts- und Organisationsform MVZ ist dabei schon beinahe zweitrangig. Und warum nicht auch neben der allgemeinärztlichen Versorgung an den einen oder anderen Facharzt „unter einem Dach“ denken? „Wir als FDP möchten unsere Expertise aus der Medizin und Gesundheitswirtschaft bei der Gründung und Etablierung eines MVZ für Eichenzell einbringen.“
Digitalisierung und Smart City als Chance
„Es ist an der Zeit, Eichenzell mutig weiterzuentwickeln. Wir müssen mit unseren Pfunden wuchern“, so der FDP Ortsverband. „Unser schnelles Internet ist der technische Goldstandard für Videosprechstunden, Telehealth und weitere digitale Neuerungen.“ Gerade das Coronavirus zeige, dass dies nicht die schlechteste Form der Patientenversorgung zu sein brauche. Und Videokonferenzen mit den mitbehandelnden Diagnostikern biete weitere Qualitätsvorteile in der Patientenversorgung. „Gerade die technischen Möglichkeiten, die Eichenzell wie kaum eine andere Gemeinde bieten kann, machen den Arztstandort Eichenzell für junge Ärztinnen und Ärzte doch attraktiv“, führt Nephrologe Müller weiter aus.
„Wir müssen darüber hinaus die Chancen der Digitalisierung auch in der Gesundheitsversorgung konsequent nutzen. Smart City eröffnet hier völlig neue Möglichkeiten. Wann kommt die Gesundheits-App Eichenzell, die den Zugang zu medizinischen Dienstleistungen für Patienten und deren Angebot durch Mediziner erleichtert? Eine Terminvereinbarung per App, die Sprechstunde via iPad, die Diagnose per Video: Die technischen Möglichkeiten sind gegeben, machen wir sie uns zunutze. Wir als FDP wollen hier Vorreiter für die digitale Gesundheitsversorgung von morgen sein“, so Dr. Müller und Claus-Dieter Schad in ihrem abschließenden Statement.